Jochen 'Nunz' Herz

   

Kite Areal Photographie (KAP)

Eine Einführung in die Drachenfotografie

Einer der interessantesten Spielereien ist meiner Meinung nach die Luftbildfotographie mit Hilfe der Drachen. Das ich mit dieser Meinung nicht allein bin zeigen nicht zuletzt zahlreiche Web-Seiten in aller Welt und auch die Tatsache, daß es in den USA eine eigene KAP-Vereinigung gibt.

Grundgedanke bei der KAP ist es, eine Kamera mit oder an einem Drachen in die Luft steigen zu lassen und so Aufnahmen aus einer ungewohnten Perspektive zu machen. Gerade vertraute Umgebungen erscheinen so seltsam unbekannt und oft auch sehr übersichtlich


Luftaufnahme 1906 von San Francisco nach dem großen Erdbeben
Ein Zug von 'Conye'-Drachen hob eine Panorama-Kamera in die Luft und
belichtete ein 45*120 cm großes Negativ

Für die Drachenphotographie muß man zuerst eine Kamerahalterung bauen, die ein paar Meter unterhalb des Drachens in die Drachenleine eingehängt wird. Diese Halterung nimmt die Kamera auf und ermöglicht die Ausrichtung der Kamera in horizontaler und vertikaler Richtung. Diese Kamerahalterung nennt man KAP RIG.

Die einfachste Methode der KAP ist den Selbstauslöser zu betätigen und den Drachen samt Kamera sofort danach in die Lüfte zu ziehen. Die Nachteile liegen auf der Hand: Man hat nur ca. 10 Sekunden Zeit bevor die Kamera auslöst und was dann gerade fotographiert wird, ist reine Glücksache, da die Kamera sich ständig drehen und schwenken kann. Aus dem Modellbau kann man auch mechanische Selbstauslöser erwerben, deren Auslösezeit bis zu 10 Minuten einstellbar ist.

In 10 Sekunden, die einem beim Benutzen des kamerainternen Selbstauslösers bleiben, reichen natürlich nicht für die Erreichung großer Höhen aus. Für die erste Lösing die mir dazu einfiel, läßt man zuerst den Leitdrachen steigen und verankert ihn im Himmel und befestigt ihn am Boden (Korkenzieheranker). Die Kamera wird nun über ein zweites Seil am Drachenseil entlang in die Höhe gezogen bis Sie oben an einem zuvor in der Drachenleine festgeknoteten Stopper anschlägt und damit ein Bild auslöst. Kurz über dem Stopper befindet sich eine Umlenkrolle, über die die Kamerazugschnur wieder zum Fotographen geführt wird. Zuerst habe ich eine Lösung mit einem handelsüblichen Drahtauslöser gebastelt, bei dem der Drahtauslöser oben an dem Stopper in der Drachenleine anstößt und den Druck direkt auf den Auslöseknopf der Kamera geführt wird. Leider hat sich der Druck, der dabei auf den Drahtauslöser ausgeübt werden muß bei meiner Kamera aus zu stark erwiesen: der Leitdrache wurde dabei zu stark beansprucht. Dies lag aber auch teilweise daran, daß meine Kamera nicht für das Einschrauben eines solchen Selbstauslösers vorbereitet war, so daß ich den Auslösedraht in eine Aluminiumkonstruktion integrieren mußte, die die Kamera umgab. Wer nicht nur seine Kompaktkamera (wie ich), sondern eine richtige Spiegelreflexkamera benutzen will, der kann dies trotzdem probieren, da alle SLR-Kameras bequem und mit weniger Druck mit einem Drahtauslöser bedienbar sind.

Meine Alternative fand sich in der etwas brachialen Methode eine gebrauchte Kompaktkamera zu kaufen, diese zu öffnen und an den Auslösen 3 Drähte anzulöten, die nach außen geführt wurden. Jetzt war ich in der Lage durch einen einfachen und leichten Taster am Bug der Kamerafähre die Kamera ganz leicht und ohne Druck am Stopper auslösen zu können. Die herausgeführten Drähte sind mit einer Steckverbindung an die Kamerafähre anschließbar, so daß die Kamera auch weiterhin ohne Drachen benutzt werden kann :-) Diese Kamerahalterung (KAP RIG Nr.1) gibt es hier zu sehen.

Eine weiteraus bessere Möglichkeit zum Auslösen der Kamera besteht in der Funkauslösung. Dazu wird mit der in der Modellbautechnik üblichen Sender und Empfänger mit Hilfe eines Servo-Motors, bzw. eines Elektromagneten der Auslösen bei Erreichen der erwünschten Höhe mit Funk ausgelöst. Nachteil: Es muß wieder mehr Gewicht vor allem für die Akkus vom Drachen getragen werden. Wenn man schon Akkus mit der Fähre hochschicken muss, dann bietet es sich logischerweise an, die Kamera in ein Gehäuse einzubauen, in dem man die Drehung und Neigung der Kamera per Funk einstellen kann. So kann man die Kamera am Himmel von unten bequem auf das Ziel ausrichten und auslösen, Generell dürfte auch klar sein, daß die Kamera möglichst mit einem Motor (Winder) ausgerüstet sein sollte, damit man die Kamera nicht nach jedem geschossenen Bild wieder auf die Erde holen muß. Eine solche Halterung befindet sich zur Zeit im Bau und wird nach Fertigstellung hier vorgestellt. Einen solchen Eigenbau stelle ich hier vor: Funkgesteuerte Kamerahalterung (KAP RIG Nr.2).

Die Kür: Bisher habe wir von normalen Bastelarbeiten gesprochen: jetzt kommt die Kür der KAP-Meister: Um die Richtung der Kamera per Funk optimal auszurichten haben die KAP-Spezialisten eine einfache elektronische Kamera neben die egentliche Kamera mit paralleler Blickachse montiert, die ein grobes Bild zur Richtungskontrolle zum Fotographen auf der Erde schickt. Oder bei entsprechendem Aufwand wird die Peil-Kamere komplett durch leistungsfähige CCD-Sensoren ersetzt, die das ganze Bild sofort zur Erde funken (eine nicht ganz presiwerte Angelegenheit :-)

Oder alternativ für uns Normal-KAPler: Einfach eine Videokamera mit dem Drachen hochziehen. Hier muß zwar mehr Gewicht transportiert werden, dafür fällt das Problem mit der Auslösevorrichtung weg. Allerdings ist es schwer ein die Kamera an der Leine so zu stabilisieren und zu dämpfen, damit man auf den Fernsehschirm später überhaupt etwas erkenn kann. Bei unserem ersten Versuch mit meinem Freund Bernd Neuss war das Ergebnis ein Film, bei dem zwar überhaupt nichts zu erkennen war aber dafür umso deutlicher unsere Panik zu hören war (er war wenig Wind und wir rannten immer fluchend unter der Videokamera her, da diese bei dem böigen Wind der Erde teilweise gefährlich nahe kam :-))

Die KAP-Drachen:

Hier hat wohl jeder KAPler seine eigenen Vorstellungen vom idealen Drachen. An der Küste mit regelmäßigem Wind sind wohl stablose Drachen gut geeignet, die einen hohen Zug entwickeln. In meinen Breitengraden mit den eher schwachen und böigen Winden ist mir die Gefahr zu groß, daß eine Seitenböe den stablosen Drachen eindrückt und die Kamera zu Fall bringt. Zuerst habe ich meine Aufnahmen mit einem normalen, großen Delta gemacht. Jetzt habe ich für diesen Zweck einen Multiflare (2*2,5 Meter) nach Schimmelpfennig gebaut, der auch einen guten Zug entwickeln soll und gleichzeitig steil am Wind steht (größere Höhe bei den in Deutschland maximal erlaubten 100 Metern Drachenschnur). Er zieht wohl jede erdenkliche Kamerhalterung in die Luft und entwickelt erstaunliche Zugkäfte.

KAP ohne Wind:

Auch habe ich mir noch in der Theorie überlegt, wie man mit der KAP auch bei 0 bft (kein Windhauch) Luftaufnahmen machen kann: Man nehme eine Autobatterie, einen starken Elektromotor, dessen Achse eine Drachenspule antreibt und 200 Meter Leine, die voll ausgerollt werden. Am Ende der ausgelegten Drachenschnur befindet sich der startklare Drachen und die schon eingehängte Kamera. Wenn nun der Elektromotor gestartet wird, zieht es den Drachen steil nach oben. Den günstigsten Zeitpunkt abgewartet wird oben die Kamera ausgelöst und der Drachen wieder eingeholt. Wie gesagt: Nur so ein Unsinnsgedanke von mir, aber irgendwann probiere ich es aus. Vielleicht hat ja schon jemand so etwas ähnliches ausprobiert ? Bitte unbedingt bei mir melden !

Ich hoffe Euch auf den Geschmack gebracht zu haben. Ich würde mich über eine kurze eMail mit eurer Meinung zu meinen Drachenseiten sehr freuen! Wenn jemand selbst schöne KAP-Bilder gemacht hat, so kann ich sie hier gerne in einer eigenen Webseite ablegen! Meine eigenen Bilder gibts in der Bildergalerie

  • Bis vielleicht bald auf der Wiese, Jochen 'Nunz' Herz

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